Donnerstag, 8. August 2013

Gut Holz - Oldie Turnier 2013

Nach langer Zeit starte ich wieder ein Turnier; natürlich unter Beteiligung der geliebten Oldies aus den 80er Jahren. Thema dieses Mal: HOLZ! - möglichst auf großen Turnierbrettern mit Magnetsensoren.

Herausgekommen ist folgendes Teilnehmerfeld:

- Conchess Monarch T8
- Fidelity Elite Glasgow 8MHz
- Fidelity Playmatic S
- Fidelity Prestige II
- Mephisto Amsterdam
- Mephisto Glasgow III S
- Mephisto Rebell 5.0
- Novag Constellation Expert
- Saitek Analyst B 8MHz
- SciSys Maestro 4MHz

Eventuell kommen noch zwei "Holzer" dazu. Dazu und den ersten Matches im Turnier später......





Mittwoch, 3. April 2013

Master Chess Trio - Gruenfeld/Morphy/Capablanca

Das Master Chess Trio
Die Großmeister bitten zum Spiel! Bereits der erste Schachcomputer der Fa. Chafitz, kokettierte durch die Namensgebung "BORIS" mit dem GM und Ex-Weltmeister Boris Spassky. Die Nachfolgefirma Applied Concepts hatte dann 1981 die Idee ihre neuen Schachmodule für das Modular Game System (kurz MGS) nach bekannten Meistern der Schachgeschichte zu benennen.

Übergang zum Endspiel
Morphy Edition Master Chess: Den Anfang machte die Morphy Edition, benannt nach Paul Morphy, dem zeitweise stärksten Schachspieler im 19. Jahrhundert. In der englischen Anleitung wird dieser mit einem kurzen schachhistorischen Lebenslauf vorgestellt, was dem Käufer wohl suggerieren sollte ein sehr spielstarkes Produkt erworben zu haben. Immerhin zählte das Modul 1981 zu den stärksten auf dem Markt. Hierzu gibt es es Anekdote: Bei der 11. Nordamerikanischen Computermeisterschaft (ACM 1980) gab es einen Streit zwischen den Programmierern des Vorgängers Sargon 2.5 - dem Ehepaar Spracklen - und dem Programmierer des späteren Morphy Moduls - John Aker. Diesem wurde vorgeworfen lediglich kleine Veränderungen an Sargon vorgenommen zu haben, weshalb ihm die Teilnahme am Turnier verweigert wurde.

"But Boris X, despite registered, finally did not play the ACM 1980. Kathe Spracklen had filed a protest, claiming Boris X is too similar to Sargon 2.5, and requested mutual comparison of the source code. After John Aker admitted that Boris X was a revamped Sargon 2.5, Boris was rejected" (Link: ChessProgramming WIKI)

In der Tat liegen Sargon 2.5 und Morphy auch in der aktuellen Aktivschach-Liste bei schachcomputer.info nah beieinander (1408 zu 1444 ELO). Eine genauere Analyse des Spielverhaltens müsste aber noch geprüft werden.

Die Morphy Edition kam zunächst als Universal Modul heraus, erst später produzierte Applied Concepts die Zusatzmodule für Eröffnung und Endspiel.


END OF BOOK
Gruenfeld Edition Master Chess Openings: In Zusammenarbeit mit dem FIDE Master John Jacobs entstand dieses Modul, benannt nach dem österreichischen Großmeister Ernst Grünfeld. Mit ca. 3000 gespeicherten Eröffnungszügen war man der Konkurrenz zu der Zeit weit voraus. Das erweiterte Modul Gruenfeld-S hatte sogar eine Bibliothek mit 7000 Zügen. Erst Fidelity mit den Eröffnungsmodulen CB9 und CB16 konnte hier Paroli bieten.

Wie nutzt man nun das Gruenfeld Modul? Ganz einfach: Man beginnt die Partie mit dem Gruenfeld oder Gruenfeld-S Modul und die Züge werden sofort aus der Bibliothek gespielt. Sobald kein Zug mehr gespeichert ist, erfolgt die Anzeige "END OF BOOK" im Display. Bei weiteren Tastenbetätigungen auch "MIDGAME". Der Wechsel auf das nächste Schachmodul (Morphy/Sandy, Sargon 2.5 oder sogar Steinitz) geht wie folgt:

1. RANK Taste drücken
2. Schalter von ON auf MEM
3. Modul wechseln
4. Schalter von MEM auf ON

Die gespeicherten Eröffnungsvarianten sind sehr breit angelegt -u.a. Gambits und Flankeneröffnungen - dafür enden viele bereits nach wenigen Zügen. Ein Tipp zur Unterscheidung der beiden optisch gleichen Module: Nur das Gruenfeld-S kennt auch Antworten auf Albins Gegengambit (mit Weiss) und Blackmar-Diemer (mit Schwarz).
MGS mit Capablanca und Stellungsbewertung

Capablanca Edition Master Chess Endgame: Der große Endspielkünstler und Schachweltmeister Jose Raul Capablanca stand hier Pate. Wahrscheinlich würde er sich im Grabe umdrehen, angesichts der Fähigkeiten seiner Computerausgabe. Was es dabei aber zu bedenken gilt: Bis in die 90er Jahre war das Endspiel die große Schwäche von Schachcomputer. Erst durch den Einsatz von Hash Tables konnte dies erheblich verbessert werden. Nichtsdestotrotz ist das Capablanca Endspiel Modul im Jahr 1981 eine Besonderheit. Es ist das erste Mal, dass ein Hersteller sich dem Thema Endspiel annimmt. Gerade die verbesserte S-Version ist zu empfehlen. So beherrscht es die Opposition/Fernopposition, die Mattführung mit Läufer+Springer in Ansätzen und ist durch die Anzeige von Suchtiefe, Stellungsbewertung und Hauptvariante auch komfortabler in der Bedienung als sein Vorgänger.

Theoretisch spielt das Capablanca Modul auch direkt im Anschluss an das Gruenfeld Modul - quasi als Mittel- und Endspielmodul. Hier müssen Tests zeigen, wie es diese Partiephase beherrscht. In der Regel wird es allerdings erst im Übergang zum Endspiel genutzt. Während das Morphy/Sandy Modul den Wechsel selbstständig durch einen Punkt im Display anzeigt (siehe Foto unter Morphy), entscheidet dies der Bediener beim Sargon 2.5 nach eigenem Gusto. Nach meiner Erfahrung kann man das Capablanca schon zwischen dem 25-30 Spielzug einsetzen, entgegen der Empfehlung der Herstellers.

Für kurze Zeit konnte Applied Concepts durch die verschiedenen Module die
Wettbewerbsfähigkeit erhalten, doch der Zahn der Zeit nagte an dem Konzept. Sensor- und Magnetbretter waren gefragter und auch in der Spielstärke verlor man zusehens den Anschluss. Mit der Steinitz Edition versuchte man verlorenes Terrain zurückzuerobern, aber die Tage der Firma waren gezählt.

Zwei schöne Partiebeispiele vom Master Chess Trio stammen aus meinem Oldie-Turnier "Die Klasse von 1984":

Master Chess Trio S-Mephisto Mirage 1:0
SciSys Turbostar KSO-Master Chess Trio S

Freitag, 29. März 2013

B & B = Brikett + Brett

Wir schreiben das Jahr 1980. Der Markt für Schachcomputer steigt rasant und bringt den Produzenten aus USA und Hongkong fette Gewinne, da meldet sich plötzlich eine kleine Technikschmiede aus Deutschland mit einem schwarzen Kasten und rotem Schriftzug - der Mephisto I alias "Brikett" ist geboren.

Gerade in Europa erzielte dieser kleine schwarze Kasten einen ungewöhnlich erfolgreichen Einstand und setzte sich direkt an die Spitze der Verkaufszahlen, begleitet von einem professionellen Marketing. Erste Furore machte er beim Turnier Micro 80 in Stockholm, wo er den 1. Platz belegte.

Schon frühzeitig erkannte man bei Hegener + Glaser, dass ihrem Produkt etwas fehlt: ein passendes Brett! So produzierte man eine Luxusausführung des Mephisto I in einer schönen weinroten Lederschatulle.

Ende 1981 kam der stark verbesserte Nachfolger Mephisto II auf den Markt, äußerlich nur durch einen zweiten Schaltknopf zu erkennen. Ursprünglich sollte dieser an der 2. Microcomputer Weltmeisterschaft in der kommerziellen Gruppe teilnehmen, aufgrund Kontroversen mit der Turnierleitung (bemängelt wurde der zu späte Produktionsbeginn im November nach der WM) zog Hegener + Glaser seine Meldung komplett zurück.

ESB = Elektronisches Schach Brett
Technisch konzentrierte man sich nun auf die Entwicklung von Sensorbrettern und mit dem ESB II (später ESB 6000) hatte man endlich ein turniergroßes Magnetsensorbrett im Programm. Das Schachprogramm des Mephisto ESB befand sich seitlich untergebracht, in den ersten Modellen fest verdrahtet, später einfach mit einem Flachbandkabel verbunden. Die Optik der ESB-Bretter wurde, in leicht abgewandelter Form, auch für die Serien München, Bavaria und Turniermaschinen beibehalten.

Wem die Holzbretter zu groß waren, der konnte sich das kleinere ESB 3000 zulegen. Unverkennbar ist hier das spätere Mephisto Modular vorweggenommen.


Mephisto III im Koffer
Mit dem Mephisto III ging Hegener + Glaser, resp. die Programmierer Nitsche & Henne, einen riskanteren Weg. Noch selektiver in der Suche, minimaler Brute-Force Sockel und nur 1-2 Stellungen pro Sekunde. Das Ziel war eine möglichst menschenähnliche Spielweise. So etwas gab es vorher nicht und wurde auch danach in dieser radikalen Art nicht mehr versucht. Genau aus diesem Grund sind der Mephisto III Brikett und seine Artverwandten 16-Bitter (Excalibur,  Mephisto III Glasgow) heutzutage sehr gefragt und geradezu Kultgeräte. Doch der riskante, manchmal mit taktischen Aussetzern gespickte Spielstil, brachte anno 1983 nicht den gewünschten Erfolg. Vielmehr kritisierten viele Käufer die mangelnde Spielstärke im Schnellschach und so waren die Tage der "Briketts" gezählt.